Verputz
Verputztes Mauerwerk kommt quer durch das „Vierkanter Landl“ vor.
Verputzt wurde, weil das Mauerwerk gemischt aus Ziegeln, Erde, Holz oder
Steinen bestand und so gut vereinheitlicht werden konnte. Sehr häufig
„imitierten“ die Bauern die barocken Fassaden der benachbarten Klöster
oder Schlösser. Verputzte Fassaden nach städtischen Vorbildern beginnen
sich besonders in der Zeit der Hochkonjunktur in der 2. Hälfte des 19.
Jahrhunderts bei reichen Bauern zu etablieren. Hier ist auffallend, dass
das Obergeschoß als „Bel Etage“ (schönes Stockwerk) mit besonders
reichen Ornamenten in klassizistischer oder gründerzeitlicher Manier
gestaltet ist. Um 1900 machen sich – je nach „Mode“ – auch Jugendstil
oder Historismus in der Fassadengestaltung bemerkbar. Sehr deutlich
tritt in dieser Phase eine Abkehr vom Typischen des Vierkanthofes als
Einzelhof auf, wo alle vier Seiten „Schauseiten“ waren. Nun wird der
Fokus eindeutig auf die Hausstockseite gelegt. Sehr oft gingen die
Straßen entlang der Vorderfront vorbei und manche Besitzer wollten bei
den Vorbeifahrenden einen besonderen Eindruck von Reichtum hinterlassen.
Viele Vierkanthöfe werden im Zuge dieser Neu- und Umbauphasen sogar
„umgedreht“. Traditionell war der Hausstock nach Norden gerichtet und
der hölzerne Stadl nach Süden, denn Stroh- und Heulager sollten luftig
und trocken aufbewahrt werden. Nach 1900 kann die Dominanz von
verputzen Fassaden in Stadtnähe oder bei besonders reichen Höfen bemerkt
werden.
Typisch für das 19. Jahrhundert ist die Trennung von Kuhstall und Pferdestall auf unterschiedlichen Seiten; genauso ist auch der Schlafraum von Mägden und Knechten getrennt. Diese Teilung entsprach auch der Teilung nach Arbeitsbereichen. So waren der Rossknecht und der Bauer für den Pferdestall und die Feldarbeit zuständig, die Frauen für den Kuh- und Schweinestall.