Kulturgut Vierkanter
Der Vierkanter - ein wertvolles Kulturgut
Nicht nostalgisch verklärt, sondern sehr
realistisch ist der Blick auf die Bauelemente und Kulturgüter am
Vierkanthof. Die Menschen erlebten Höhen und Tiefen im Wechselspiel von
wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten. Den Niederschlag der
historischen Epochen, ob nun Kriegs- oder Notzeiten abwechselnd mit
prosperierenden Epochen, die häufig mit guten Ernten und förderlicher
Landwirtschaftspolitik zusammen fielen, findet sich in der Architektur
und Ausstattung der Höfe. Ein bestimmender Faktor am Vierkanthof ist der
Prozess der Erneuerung, was im Spruch: „Jede Generation baut eine
Seite“ zum Ausdruck kommt.
Sehr oft werden besonders schöne
Bauteile, wie Tram- und Stuckdecken oder religiöse Kleindenkmäler über
Jahrhunderte erhalten. Genauso oft erfolgte aber auch eine
grundsätzliche Erneuerung der Höfe, die wiederum gestalterisch schöne
Elemente an den Vierkanthof brachten. Die bauliche Ausführung des
Vierkanthofes im Laufe der Jahrhunderte hinterließ viele
kulturhistorisch wertvolle Elemente in der Architektur
(Fassadengestaltung, Innenhofgestaltung, Raumkonzept am Vierkanter), in
den Schmuckelementen der Außen- und Innengestaltung (Türen und Tore,
Hausbilder, Gewölbe und Deckengestaltung) und im Gesamtensemble
Vierkanter mit den umliegenden Kleindenkmälern, den Nebengebäuden wie
Presshaus, Stadl und Holzhütten und natürlich dem Bauerngarten. Aber
auch wertvolle Schriften und spätere Fotosammlungen zählen zum
bäuerlichen Kulturgut.
Fassaden
Sgraffito
Die älteste Fassadendekoration eines Vierkanthofs ist das Sgraffito.
Diese Kratzputztechnik geht bis zum 16. Jahrhundert zurück. Die
Bezeichnung „Sgraffito“ ist vom italienischen Verb „sgraffiare“...
Vollziegelbauweise
Vollziegelbauten kommen erst ab 1850 in größerer Zahl vor. Bis zur
Aufhebung des Feudalsystems (1848) war die Ziegelherstellung ein
grundherrschaftliches Vorrecht, das in manchen Fällen gelockert oder...
Scharenbauweise
Das Brennen von Ziegeln war bereits damals sehr teuer. Als „Sparvariante“ gegenüber dem reinen Ziegelbau etablierte sich das Schichtenmauerwerk auch „geschartes Mauerwerk“ genannt. Beim Schichtenmauerwerk...
Steinfassaden
Mauern mit Bloßstein waren hauptsächlich im Mühlviertel verbreitet, wo Granit als regionales Baumaterial verwendet wurde. Ursprünglich leuchteten die Steine allerdings nicht so aus der weiß gekalkten Mauer...
Verputz
Verputztes Mauerwerk kommt quer durch das „Vierkanter Landl“ vor. Verputzt wurde, weil das Mauerwerk gemischt aus Ziegeln, Erde, Holz oder Steinen bestand und so gut vereinheitlicht werden konnte. Sehr...
Schmuckelemente
Türen und Tore
Türen und Tore stellen eine Grenze zwischen „Draußen“ und „Drinnen“
dar. Auf der Türrahmung und auch auf der Tür selbst sind nicht nur
verschiedene Ausführungen miteinander verknüpft, sondern es ist auch
ein...
Hausbilder
In Zeiten als keine Versicherungen abgeschlossen werden konnten und
vielfältige Gefahren den Hof, die Felder, das Vieh und die Bewohner
bedrohten, stellte man sich und die Seinen unter den Schutz von
Heiligen.
Innenhöfe
Als Innenhof wird in der Architektur ein unter freiem Himmel
befindlicher Bereich eines Gebäudes bezeichnet, der von Gebäudeflügeln
oder Mauern umgeben ist. Beim Vierkanthof diente der Hof als Lagerort
des Düngers, also für den...
Presshäuser
Als Presshäuser werden eigene Gebäudeeinheiten bezeichnet, die zumindest zwei- oder dreigeschossig waren. Meistens liegt das Presshaus knapp unter dem Erdniveau, um einen geeigneten Lagerkeller zu haben. Die Gerätschaften für die...
Kleindenkmäler, Bauerngarten, Hofnamen
Innengestaltung
Bemalte Wände
Die Wandgestaltung von Wohnräumen in Vierkanthöfen erfolgte mit alten
Techniken wie Schablonenmalerei, dem Wickeln, Maserieren und
Steinimitation sowie mit der Walzentechnik.
Die Schablonenmalerei ist eine Malte...
Gewölbe
Gewölbe sind nach oben gewölbte Gebäudedecken, die nicht, wie
Holzbalkendecken flach auf den Wänden aufliegen. Vor allem in den großen
Stallungen, wo beachtliche Raumbreiten notwendig waren,...
Türen im Wohnbereich
Normalerweise waren die Innentüren im Wohnbereich einfach gestaltet.
Es handelte sich meist um Füllungs- oder Kassettentüren, selten
waren es simple Brettertüren. Türen und Möbel mussten aus weichem
Holz gemacht ...
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Stuckdecken
Stuckdecken sind häufig im Obergeschoß der Vierkanthöfe (Hohe Stube)
oder in den Eckzimmern zu finden, vereinzelt auch im Vorhaus und vor
allem auch in den Stallungen, um deren wirtschaftliche Bedeutung...
Tramdecken
Tramdecken oder Holzbalkendecken mit Verzierungen und großem Rüstbaum (Mitteltram) sind vorwiegend in den bäuerlichen Stuben zu finden. Die Bautechnik der Tramdecke ist eine Geschossdecke mit den tragenden...