Kinderarztpraxis
Enns
vulgo "Liningergut"
Betriebliche Eckdaten
12 ha landwirtschaftlicher Grund (verpachtet)
Kinderarztpraxis
Motivation: Was war der Ausgangspunkt bzw. die Überlegungen für das Veränderungsvorhaben?
Um das Familienerbe zu bewahren, übernahm Familie Schadenböck im Jahr
1997 den desolaten Vierkanthof, der schon einige Jahre davor nur mehr
von Schlafgehern bewohnt wurde. Der Stall war damals für die
Ziegenhaltung gemietet, der Misthaufen wie üblich im Hof. Schlimm in
Mitleidenschaft gezogen war das Mauerwerk im Wohn- und Stalltrakt, da
durch die Niveauerhöhung der angrenzenden Straße das Regenwasser vom Hof
ablief. Die neuen Hofbesitzer Gabriela und Michael entschieden sich den
elterlichen Hof originaltreu herzurichten und gleichzeitig ein modernes
Wohnambiente zu schaffen.
Intention: Was wollten Sie damit erreichen und wie funktionierte die genaue Umsetzung? Was wurde gemacht? Was waren die Holpersteine? Was gibt es zu beachten, wenn man etwas Ähnliches machen möchte?
Nach einer langen und intensiven Planungsphase, konnte es losgehen: Nach
dem Ausräumen kam als erstes das Dach an die Reihe. Die noch intakten
Holzbalken des Dachstuhls wurden ausgebessert und das nasse Mauerwerk
trocken gelegt. Mit mühevoller Handarbeit wurde der Boden im Inneren des
Hauses einen Meter hochgehoben, die Wände nach einem speziellen
Verfahren mit Beton abgedichtet, Schotter eingebracht sowie eine „Wanne“
zur vollständigen Abdichtung draufgelegt. Im Außenbereich wurde um den
gesamten Vierkanter sowie im Innenhof eine Ringdrainage verlegt. Da der Vierkanter auf historischen Boden steht, darf nicht ohne weiteres im
Boden gegraben werden. Das Denkmalamt musste verständigt werden und
Archäologen untersuchten den Grund auf römische Funde. Tatsächlich kamen
ein römischer Schlüssel, Münzen und viele Scherben zum Vorschein.
Nach
Abschluss der Grundarbeiten machte man sich an den Innenausbau: Die
alte, steile Stiege wurde herausgerissen und durch eine neue an anderer
Stelle ersetzt. Das dabei in der Decke entstandene Loch wurde in Form
eines Glassteges geschlossen, wodurch mehr Licht in den
darunterliegenden Vorraum gelangen kann. Im Wohn-Essbereich wurde die
Decke zum Dachboden entfernt. Dank der hofseitig neuen Dachfenster wird
der Raum von viel Tageslicht erhellt.
Der Innenhof wurde mit
sogenannten Krustenplatten (Anschnitte von Steinblöcken) verlegt. Die
Granittüre und die gemauerten Fensterbögen wurden restauriert oder
originalgetreu neu eingebracht. In der Westseite des Hofes, im
ehemaligen Futterboden, haben heute die vier Kinder der Familie ihr
eigenes Reich – die Zimmer sind ebenso wie der Wohnbereich nach oben hin
offen und mit Dachfenstern ausgestattet. Der ehemalige Kuh- und
Schweinestall wurde in eine Kinderarztpraxis verwandelt. Vor dem
Ordinationseingang standen früher zwei große Silos – einer davon wurde
abgeschnitten und dient heute unterirdisch als Wasserspeicher.
„Anfangs
wurde jeder Arbeitsschritt ausführlich mit Fotos dokumentiert – das
sollte man unbedingt bis zum Schluss durchziehen. Ebenso sollte man die
Verlegung aller Rohre und Leitungen gut dokumentieren, um später darauf
zurückgreifen zu können. Hilfe vom Spezialisten braucht man unbedingt
zur Erhaltung der Gewölbe. Bei uns wurden Eisenspangen eingebaut, um die
nötige Spannung zu erhalten und Druck vom Mauerwerk zu nehmen“, raten
Gabriela und Michael Hofbesitzern bei den Umbauarbeiten.
Emotion: Wie geht es Ihnen mit dem Ergebnis? Würden Sie heute etwas anderes machen; wenn ja was?
Besonders bewundernswert ist, dass mit Hilfe von Freunden und Verwandten
fast alles selber gemacht wurde und das ausschließlich in der Freizeit!
15 Jahre lang verbrachte die Familie sehr viel Zeit auf der Baustelle.
Während dieser Zeit kamen auch alle vier Kinder zur Welt. Heute ist das
Ehepaar froh, sich damals für den Hof entschieden zu haben, so mühevoll
es auch war.