Pferdewirtschaft
Pferde spielten in der Geschichte der Vierkanthöfe schon immer eine
bedeutende Rolle. Als Arbeitstiere hatten sie früher einen ganz
besonderen Wert für ihre Besitzer.
Gewölbte, geräumige Pferdeställe
waren der Stolz der Höfe und sogar die Betriebsgröße wurde nach der
Anzahl der Pferde differenziert. Auch auf vielen alten Bildern posieren
die Familienmitglieder mitsamt ihren wertvollen Vierbeinern vor den
Vierkantern.
Das Pferd - vom Arbeitstier zum Freizeitpartner
Mit der Mechanisierung in der Landwirtschaft gingen aber ab den 1950er
Jahren die Pferdezahlen massiv zurück, bis das Pferd von den Menschen
verstärkt als Partner für Hobby und Freizeit entdeckt wurde und somit
eine Trendumkehr eintrat.
Heute ist Pferdehaltung und -zucht eine
wichtige Einkommensquelle in der Landwirtschaft. Rund 120.000 Pferde
gibt es mittlerweile wieder in Österreichs Ställen, 25.000 davon in
Oberösterreich. Ein Großteil der edlen Vierbeiner hat sein Zuhause auf
landwirtschaftlichen Betrieben, da nur wenige Pferdebesitzer die nötige
Infrastruktur selbst zur Verfügung haben und sich den nötigen Zeit-
und Arbeitsaufwand leisten können.
Durch ihre Grünflächen sind
Bauernhöfe hervorragend dafür geeignet, das Lauf- und Herdentier Pferd
artgerecht und naturnah zu halten mit entsprechenden Unterstell - und
Liegemöglichkeiten, ausreichend Futter, Auslauf und Sozialkontakt zu
ihren Artgenossen. Entsprechende Mindestanforderungen in Bezug auf die
verschiedenen Haltungsformen sind in der österreichischen
Tierhaltungsverordnung geregelt.
Facetten der Pferdewirtschaft
Voraussetzung für jegliche Haltung von Pferden ist, dass die Betreiber
das nötige Fachwissen mitbringen und mit dem „Pferdevirus“ infiziert
sind. Wichtig ist, sich von vornherein zu überlegen, welches
Kundensegment man ansprechen will. An einen Einstellbetrieb für
Turnierpferde werden andere Anforderungen gestellt als an einen reinen
Freizeitreiterstall oder einen „Gnadenhof“ für alte, pensionierte
Reitpferde.
Damit verbunden sind, neben der Grundausstattung,
natürlich auch zusätzliche Investitionen in die benötigte
Infrastruktur wie etwa Reitplatz, Reithalle, Reitwege, Führanlage,
Roundpen, Stüberl oder auch Solarium, etc.
Auch den regen
„Besucherverkehr“ durch die Pferdebesitzer sollte man von Vornherein
bedenken, die zu unterschiedlichen Zeiten auf den Hof kommen. Wichtig zu
beachten ist auch, dass seit 1. Jänner 2014 das „Einstellen und
Vermieten von Reittieren“ umsatzsteuerpflichtig geworden ist.
Die
Pensionspferdehaltung ist für viele bäuerliche Betriebe in den letzen
Jahren eine wichtige Einkommensquelle geworden und bietet Einsteigern
auch weiterhin gute Chancen in der Erwerbskombination – gerade die Lage
der Vierkanthöfe in Stadtnähe kann hier ein wesentlicher Standortvorteil
sein.
Neben dem klassischen Einstellbetrieb und der Zucht haben
sich mittlerweile auch viele andere Einkommensformen entwickelt, die von
der klassischen Ausbildung von Reiter und Pferd über den boomenden
Reittourismus in all seinen Facetten bis hin zu Reitpädagogik,
therapeutischem Reiten oder auch Coaching und Persönlichkeitstraining
mit Pferden reichen. Die Palette ist bunt und mit einer ausreichenden
Portion „Pferdevirus“, dem nötigen Fachwissen und der Leidenschaft für
die Arbeit mit Mensch und Tier kann die Pferdewirtschaft eine
innovative Nutzungsform sein, die neues Leben in alte Vierkanthöfe
bringt!